Gesunde Körperzellen vermehren sich kontrolliert und haben eine begrenzte Lebensdauer. In Krebszellen werden hingegen häufig Genveränderungen beobachtet, welche die Vermehrung dieser Zellen begünstigen und den natürlichen Zelltod verhindern. Die CLL beginnt mit Veränderungen einer einzigen Zelle, eines sogenannten B-Lymphozyten (B-Zelle). Die Veränderungen betreffen die Erbinformation dieser entarteten Zelle. Darum gibt die Zelle diese ungünstigen Eigenschaften an alle ihre Tochterzellen weiter – falls die entartete Zelle nicht rechtzeitig vom körpereigenen Immunsystem entdeckt und eliminiert wird.
Im Rahmen einer sogenannten zytogenetischen oder FISH(Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung)-Untersuchung werden die Chromosomen der entarteten B-Zellen untersucht, um strukturelle Veränderungen der Chromosomen festzustellen. Für die Untersuchung genügt eine einfache Blutentnahme.
Weitergehende genetische Untersuchungen können dazu beitragen, die spezifischen Eigenschaften der entarteten B-Zellen noch besser zu kennen und so die Erkrankung und ihren individuellen Verlauf besser einschätzen zu können.
Die häufigsten genetischen Veränderungen in CLL-Zellen
Die zytogenetische Untersuchung des Blutes zeigt bei rund 80% der CLL-Patienten genetische Veränderungen in den entarteten B-Zellen. Eine Deletion auf Chromosom 13 ist der häufigste Fall. Diese Veränderung wird bei rund 50% der Patienten gefunden.
Besonders bedeutend für den Verlauf der CLL und für die Therapiewahl sind Veränderungen auf Chromosom 17 – und dort speziell im Gen TP53. TP53 ist nämlich ein Tumorsuppressor-Gen. Im normalen Zustand wirkt es hemmend auf die Zellteilung. Wenn es defekt ist oder fehlt, unterstützt dies die unkontrollierte Vermehrung der betreffenden Zellen, also die Entstehung von Krebs.
In CLL-Zellen kann entweder nur das TP53-Gen durch eine Mutation in seiner Funktion beeinträchtigt sein oder aber ein ganzes Teilstück des Chromosoms 17, auf welchem das TP53-Gen liegt (sogenannte 17p-Deletion). Solche Veränderungen, die das Gen TP53 betreffen, führen in der Regel zu einem raschen Fortschreiten der CLL bzw. zu einem schlechten oder nur kurzzeitig anhaltenden Ansprechen auf eine konventionelle Therapie. Daher wird diese Art der CLL «Hochrisiko-CLL» genannt.
Quellen:
Leukämie bei Erwachsenen – eine Information der Krebsliga für Betroffene und Angehörige. Krebsliga Schweiz, Bern. 2021 (3., überarbeitete Auflage).
Lymphome – ein Leitfaden für Betroffene und Angehörige. lymphome.ch Patientennetz Schweiz. 2016 (3. Auflage).
Quellen